AMBER BENSON
 
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Portrait
Interview
 

"The Prime Gig" (2001) Eine kurze Begegnung mit der Filmschauspielerin Amber Benson
Ich habe mir die DVD gekauft, weil sie dabei ist, neben dem immer sehenswerten Ed Harris und einem Typen namens Vince Vaughn, der in "The Cell" diesen leicht verwirrten, aber mutigen Ermittler gespielt hat, man erinnere sich.
Hatte ich recht? Ist sie dabei?
So’n bißchen schon: der Film handelt vom Turbokapitalismus, von der Geisteshaltung "Spekulation", viel Geld, Telephonbetrug, offensichtlichen und nicht ganz so offensichtlichen Wendungen und Drehungen der Handlung, aber nur eine Frau ist dabei richtig wichtig, und das ist nicht sie, denn diese Leute da in Hollywood, na ja, die sind leider blind, und ich glaube Taubheit, Aufmerksamkeitsdefizite und Hirnfäule sollte man in dem Zusammenhang auch als ernste Probleme ansprechen, andererseits: dann halt nicht. Der insgesamt ganz gute Film – Regie: Gregory Mosher – hört angemessen finster auf, ein Hoffnungsschimmer wird angedeutet, bzw.: der Held scheint am Schluß drauf und dran, endlich sein Leben selber steuern zu wollen, statt auf unverdiente Reichtümer zu hoffen. Vaughn spielt diesen Helden, der "Penny Wise" heißt und wie die Figur, die Amber Benson spielt – das "beknackte Mädchen" (wie in: leicht plemplen, aber arbeitsfähig), von einem vorbestraften Broker (Harris) und seiner Assistentin Caitlin Carlson (Julia Ormond) engagiert wird, um Anteile an einer (angeblichen? Fiktiven?) Goldmine an "Investoren" aller Art zu verscheuern, deren Spektrum von Profi-Spielern bis zu alten Damen mit ausreichenden Ersparnissen reicht.


Lohnt sich’s also für Ambers Fans, den Film anzuschauen?
Tja, sozusagen schon. Einmal nämlich kriegen wir "das Grinsen" zu sehen, auf das zu warten sich ja immer lohnt, und dann gibt’s noch eine Szene, zu der wir gleich noch kommen, aber das beknackte Mädchen ist eine sehr kleine Rolle, und das enttäuscht natürlich. Die Frau sieht aus wie eine Comicfigur aus einem VERTIGO-Heft von DC: bunte Sweater, gothic Make-Up, manchmal Zöpfe im Haar; zappelt auf ihrem Stuhl rum, flattert mit den Armen wie eine Ente auf Drogen mit den Flügeln, regt sich schwer auf, während sie der Kundschaft das Geld für dubiose Träume aus der Tasche luchst. Das alles muß man allerdings aus den Augenwinkeln verfolgen, weil sie wie gesagt kaum zu entdecken ist. Aber dann gibt’s diese besondere Szene – sie ist kurz, aber extrem charmant, weil sie was draus macht.
In dieser Szene, die in dem Großraumbüro spielt, in den diese halblegalen Telephondealer ihren Kram verticken, verliert Vaughn plötzlich die Nerven, weil der CD-Player des Chefs die ganze Belegschaft mit viel zu lauter klassischer Musik nervt. Vaughn steht auf und schreit rum, sie sollen den Scheiß leiser stellen. Der Boss schaut ihn verwundert an. Die Hauptdarstellerin schaut ihn seltsam an. Er aber schreit noch mal los, diesmal noch lauter, sie sollen den Lärm runterdrehen. Und auf einmal sehen wir das beknackte Mädchen mit dem wirren Haar, die Brille ist ihr auf der Nase runtergerutscht, sie hält einen Lutscher in der Hand, der eben aus dem Mund gefallen zu sein scheint, und betrachtet diesen verrücktgewordenen Aufständischen, als ob sie a.) entweder seine Oma wäre, die einfach schockiert ist, also wirklich, also bitte, junger Mann, ist ja empörend, oder b.) sich vage für jemanden wie ihn interessieren möchte, der offenbar noch danebener ist als sie selbst – oder vielleicht auch beides, und dann sagt sie zwei Worte, um das Ganze zusammenzufassen: "Heilige Scheiße".
Die Vorgesetzten drehen den Krach tatsächlich runter. Es geht weiter.
Na? Sag’ ich doch: charmant.
Dietmar Dath

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