AMBER BENSON
 
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Portrait
Interview
 

"Taboo" (2002) Für mich dasselbe was sie hat, bitte
Dieses kleine Filmchen, das sich insgesamt eher wie ein Fernsehspiel als wie eine Kinoproduktion anfühlt, hat eine nette transgressive Grundidee, einiges an finsterer Auge-um-Auge-Moral und genügend Tote zu bieten, daß man damit ein halbes Dutzend klaustrophobe Thriller dieser Sorte zusammenkochen könnte. Das beste daran ist, daß Amber Benson mal so richtig ihre ekelhafte Seite raushängen lassen kann und dazu nicht mehr tun muß als sich fortlaufend zu besaufen und ihre Mitinsassen im düsteren improvisierten Gefängnis/ Herrenhaus anzupöbeln, in dem sich die Dinge entwickeln, die Leute absurden Sex miteinander haben, ihre diversen schlimmen Vergangenheiten ihnen nachstellen und dieser und jene links und rechts mindestens je einmal ermordet werden (das hat nichts mit uneigentlicher Rede und auch nichts mit Fantasy zu tun, den entscheidenden Dreh, der dem Sensenmann in "Taboo" erlaubt, mehr als einmal seine Ernte einzufahren, verrate ich aber nicht). Worum geht es? Also, es gibt da diese paar jungen Leute, von denen die meisten irgendwie amourös oder sexuell miteinander verknotet sind und einige schon jetzt bis ins Rentenalter finanziell ausgesorgt haben, und die treffen sich, um miteinander ein verdrehtes Geständnisspiel betreffend ihre realen wie fantasierten Laster und Sünden zu spielen – so fängt der Film an, i.e. wir dürfen dabei zuschauen, wie verraten wird, über welche Arten von Verbrechen diese Jungs und Mädels zumindest schon mal nachgedacht haben, wobei uns allerdings verborgen bleibt, wer genau was tut oder tun würde.



Der Hauptteil spielt dann eine gute Weile später; ein paar Beziehungen sind inzwischen im Eimer, neue Verbindungen ist man teilweise eingegangen, ein paar Berge Geld sind auch im Spiel. Jetzt endlich erfahren wir, wer genau was tatsächlich auf dem Kerbholz hat, und zwar hauptsächlich dadurch, daß die betreffenden Figuren der Reihe nach auf möglichst einfallsreiche Art weggemetzelt werden. Wie man bei derartigen Melodramen erwarten darf, spielen sich die lieben Darsteller so übertrieben wie möglich selber an die Wand – am bemerkenswertesten Nick Stahl als Gastgeber, Eddie Kaye Thomas (der Gentleman und Tantriker aus den "American Pie"-Filmen) als im Grunde anständiger Kinderschänder und AB selber, die, wenn die Welt gerecht wäre, wenigstens noch eine weitere Chance bekommen sollte, ihre fiese und scheußliche Seite auszuleben, von der aus sie hier ihre Beleidigungen und Anmachen durch die Räume kickt als wären es Kampfsportübungen und der Film ein Actionreißer.
Und warum ist "Taboo" bloß OK anstatt der herausragende Nervenkitzel zu sein, der daraus hätte werden können? Überraschend un-autorenhafte Antwort: Das Drehbuch scheint zwar soweit in Ordnung, die Schauspielerei könnte das Zeug auch tragen, aber Schnitte, Musik, Kameraarbeit, das ganze handwerkliche um und auf ist einfach zu glatt und stumpf, um die Sorte Bedrohlichkeit und moralische Mehrdeutigkeit zu erzeugen, auf die so ein Zeug dringend angewiesen ist. Wir haben AB einfach in zu vielen besseren Sachen erlebt, sei’s bei Buffy, sei’s in ihrem eigenen Film "Chance".

Sollte man sich "Taboo" anschauen, wenn man AB liebt?
Klar, wenn man den Film ausleihen oder sonstwie billig sehen kann.
Aber man muß diesen im übrigen ziemlich kurzen (rund 80 Minuten) Kram nicht kaufen – wenn man den Sammlerzwang verspürt, es doch zu tun, sollte man sich lieber noch mal "Chance" anschaffen und weiterverschenken.
Dietmar Dath

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